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Trauma

Wenn die Vergangenheit die Gegenwart bestimmt

Traumatische Erlebnisse können im Leben Spuren hinterlassen, die sich immer wieder bemerkbar machen.
Das können Erinnerungen, Flashbacks, Albträume oder starke Emotionen sein. Sie werden begleitet von einer erhöhten Wachsamkeit oder Schreckhaftigkeit und Tendenzen bestimmte Situationen oder Gedanken zu vermeiden. So können sie auf das Leben, die Beziehungen und die Selbstwahrnehmung der Betroffenen erheblichen Einfluss nehmen.

Das internationale Klassifikationssystem ICD-11 (International Classification of Diseases, Eleventh Revision) unterscheidet zwischen einer posttraumatischen Belastungsstörung und einer komplexen posttraumatischen Belastungsstörung (WHO, 2021; Behr et al., 2020):

Eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) kann nach der Erfahrung eines extrem bedrohlichen oder entsetzlichen Ereignisses entstehen und ist gekennzeichnet durch das Wiedererleben des traumatischen Ereignisses in Form von lebhaften aufdringlichen Erinnerungen, Rückblenden oder Albträumen, die oft von intensiven Emotionen wie Angst oder Entsetzen sowie starken körperlichen Reaktionen begleitet werden. Betroffene zeigen außerdem ein Vermeidungsverhalten gegenüber Gedanken, Erinnerungen, Aktivitäten, Situationen oder Personen, die an das Trauma erinnern, sowie eine Wahrnehmung erhöhter Bedrohung, was sich durch eine erhöhte Wachsamkeit oder eine verstärkte Schreckreaktion äußert.

Die komplexe posttraumatische Belastungsstörung entwickelt sich häufig nach lang anhaltenden oder wiederholten traumatischen Erlebnissen, denen man kaum entkommen konnte. Neben den Symptomen der PTBS treten bei der komplexen posttraumatische Belastungsstörung zusätzlich schwere und anhaltende Schwierigkeiten bei der Affektregulierung, ein Gefühl der eigenen Wertlosigkeit, Scham-, Schuld- oder Versagensgefühle sowie Probleme bei der Aufrechterhaltung und Gestaltung von Beziehungen auf.

Neurologisch betrachtet führen traumatische Erfahrungen zu tiefgreifenden Veränderungen in verschiedenen Gehirnregionen. Besonders wichtig sind dabei die Amygdala, der Hippocampus und der präfrontale Kortex. Die Amygdala, die für die Erkennung und Verarbeitung von Angst und Bedrohung zuständig ist, wird bei traumatischen Erlebnissen stark aktiviert. Dadurch werden die Erinnerungen an das Ereignis besonders intensiv und emotional verankert. Der Hippocampus, der für die zeitliche und räumliche Einordnung von Erinnerungen verantwortlich ist, kann durch den hohen Stress beeinträchtigt werden, was dazu führen kann, dass traumatische Erinnerungen nur fragmentiert abgespeichert werden und schwer in den Gesamtkontext einzuordnen sind. (Shin, L. M. et al., 2006)

In derartig bedrohlichen Situationen kommt es zur Aktivierung genetischer Notfallreaktionen im Gehirn, die auf die Sicherung des Überlebens ausgerichtet sind: 1. Kämpfen, 2. Fliehen, 3. Täuschen oder 4. Erstarren. Ist der Kampf und die Verteidigung als Reaktion auf eine bedrohliche Situation nicht möglich, kommt es zur Flucht. Kann der Situation auch nicht entkommen werden, kommt es zur Täuschung. Und wenn auch diese nicht möglich erscheint, zum Erstarren. Wobei die Reaktionen nicht immer klar voneinander trennbar sind und auch ein gleichzeitiges Vorhandensein möglich ist. (Heinerth, K., 2004)

Wie die Folgen eines Traumas beschaffen sind, hängt unter anderem vom Alter ab, in dem die Erfahrung gemacht wurde, sowie von der Begleitung währenddessen oder kurz danach. Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass frühe Traumata tiefere Spuren hinterlassen als spätere und dass sich eine Begleitung währenddessen oder kurz danach positiv auf den Verarbeitungsprozess auswirkt. (Heinerth, K., 2004; Heinerth, K., 2007)

In der personzentrierten Psychotherapie können wir gemeinsam versuchen Ihre traumatischen Erfahrungen zu verstehen und zu verarbeiten. Im geschützten psychotherapeutischen Rahmen, getragen von Empathie, bedingungsloser Wertschätzung und Kongruenz, wenden wir uns in ihrem Tempo Ihren innersten Gefühlen, Bedürfnissen und Wahrnehmungen zu. Zusammen erkunden wir, wo Sie gerade stehen, wie Sie dort hingekommen sind, wie es Ihnen geht und wohin Sie weitergehen möchten. Der psychotherapeutische Prozess ermöglicht es, blockierte Gedanken, Gefühle und Erfahrungen erlebbar zu machen und neu zu integrieren. Auf diese Weise können Blockaden reduziert oder aufgehoben werden, um Wachstum, Entwicklung und Entfaltung zu ermöglichen.

Behr, M., Hüsson, D., Luderer, H.-J., & Vahrenkamp, S. (2020). Gespräche hilfreich führen; Band 2: Psychosoziale Problemlagen und psychische Störungen in personzentrierter Beratung und Gesprächspsychotherapie. Beltz Juventa.

Heinerth, K. (2004). Von der akuten zur posttraumatischen Belastungsreaktion. Gesprächspsychotherapie und Personzentrierte Beratung, 35(3), 155–170.

Heinerth, K. (2007). Das Trauma der Frühen Störung. GwG-Akademie, Personzentrierte Psychotherapie und Beratung für traumatisierte Klientinnen und Klienten, 116–133.

Shin, L. M., Rauch, S. L., & Pitman, R. K. (2006). Amygdala, medial prefrontal cortex, and hippocampal function in PTSD. Annals of the New York Academy of Sciences, 1071, 67–79.

WHO World Health Organization. (2021). International Classification of Diseases, Eleventh Revision (ICD-11). https://icd.who.int/en

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